Es gibt viele ungewohnte Begriffe in östlichen Philosophien. Für jemanden wie mich – der nichts wusste über die Kulturen und Sprachen, denen sie entstammen – erschienen sie tiefgründig, bedeutungsvoll und mysteriös. Inzwischen weiß ich, dass einige dieser Worte tiefgründig und bedeutungsvoll sind. Aber keines von ihnen ist mysteriös. Sie mögen undeutlich erscheinen. Aber nur, falls man sie aus der Distanz betrachtet. Sobald man nahe genug ist, werden sie offensichtlich.
Sie alle können leicht erklärt werden, falls man weiß, was man tut. Es gibt keinen Grund, stundenlang verbal umherzuirren und dabei kaum etwas Bedeutungsvolles von sich zu geben. Während man gleichzeitig große, hochtrabende Worte benutzt, um tiefgründiger zu klingen, als man eigentlich ist. So, wie es einige Leute tun, manchmal sogar sehr berühmte. Also lass uns über eines dieser großen, hochtrabenden Worte sprechen, in einer kurzen, geradlinigen Art und Weise.
Was unter anderem Buddhisten manchmal „Erleuchtung“ nennen, ist die Erfahrung vollkommener Offenheit. Ein Geisteszustand, in dem man an nichts mehr fest- und nichts mehr zurückhält.
Da wir keine großen, hochtrabenden Worte brauchen, werde ich „Erleuchtung“ nur noch als “ vollkommene Offenheit“ bezeichnen. Aber denke bitte daran, dass wir in diesem Zusammenhang nicht nur über vollkommene Offenheit als Geisteszustand sprechen, sondern als eigentliche Erfahrung dieses Zustandes. Und da ist der Haken an der Sache. Selbstverständlich musste es einen geben…
Während das Konzept vollkommener Offenheit recht einfach zu verstehen und daher zu erklären ist, bleibt jede Erfahrung per Definition subjektiv. Zwei Personen können die exakt selbe Situation erleben und dennoch vollkommen unterschiedlich erfahren. Deshalb ist es nahezu unmöglich, Dir zu sagen, wie sich die Erfahrung vollkommener Offenheit für Dich persönlich anfühlen, oder welchen Einfluss sie auf Dich haben würde. Selbst falls es möglich ist, denke ich nicht, dass man es überhaupt versuchen sollte. Denn diese Erfahrung sollte Deine sein, nicht eine Kopie der Erfahrung eines Anderen. Fühle, was Du fühlst, was auch immer das sein mag, unvoreingenommen und unverfälscht.
Was ich jedoch andeuten kann, ist das Maß an Einfluss, das die genannte Erfahrung haben kann. Zu diesem Zweck werde ich eine Metapher einsetzen, die albern erscheinen könnte. Aber das ist in Ordnung. Sie ist nicht gedacht, um ernsthaft oder realistisch zu sein. Vergiss nicht, ich versuche nicht, Dir zu erklären, wie es tatsächlich sein wird.
Nachdem das geklärt ist, stell Dir vor, Du wärst eine Ameise. Ja, das Insekt. Also, Du bist eine Ameise. Du läufst herum und erfüllst Deine Ameisenpflichten, den ganzen Tag, jeden Tag, Dein ganzes Leben lang. Bis jetzt hast du niemals angehalten, um nach oben zu schauen und den Himmel zu beobachten, nicht einmal. Doch auf einmal bist Du in der Lage, durch das Universum zu reisen. – Frag nicht wie. Denn es spielt keine Rolle. – Plötzlich kannst Du ferne Sterne, Planeten und außerirdische Zivilisationen kennenlernen. Nun, hier ist eine einfache Frage: Würde all das nicht dramatisch Deine Perspektive auf praktisch alles verändern?
Vielleicht erlebst Du etwas Vergleichbares, vielleicht etwas ganz Anderes. Es ist Deine Reise. Diese neue Welt sollst Du selbst entdecken, falls Du das nicht schon hast.
Es bleibt nur noch eines zu erklären. Etwas, das, wie ich glaube, der Klärung bedarf. Selbstverständlich sind wie keine Ameisen, die Weltraumreisende werden, nicht einmal metaphorisch. Denn wir waren schon immer, werden es immer sein, wir sind bereits Weltraumreisende, die so tun, als wären sie Ameisen.